Antisemitismus und Islamismus unter Jugendlichen
Eine Podiumsdiskussion mit Ahmad Mansour (European Foundation for Democracy) und Dr. Günther Jikeli
(Fellow am französischen Centre national de la recherche scientifique)
Freitag, den 26. September 2014 um 19:30 Uhr
Humboldt-Universität zu Berlin, Hörsaal 2002
Unter den Linden 6, 10117 Berlin
PowerPoint-Präsentation von Dr. Günther Jikeli
Als das israelische Militär Anfang Juli 2014 nach der Ermordung von drei jüdischen Jugendlichen und einem tagelangen Raketenbeschuss der Hamas die Operation „Protective Edge“ begann, explodierte auf deutschen und europäischen Straßen die antisemitische Gewalt. Blanker Judenhass dominierte diese antiisraelische Demonstrationen. Angeheizt von Berichten der Islamisten aus dem Mittleren Osten, extremistischen Predigern in Europa und islamistischer Propaganda in den sozialen Medien entstand auch in Deutschland eine radikalisierte Szene, die vor Brandanschlägen auf Synagogen, gewalttätigen Angriffen auf Kippaträger und Messerattentate auf Polizisten nicht zurückschreckt. Viele Beobachter waren von dem offenen Antisemitismus überrascht. Für eine breite Öffentlichkeit wurde sichtbar, was bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit gefunden hat: Unter den Bannern der Hamas, Hisbollah und ISIS, sowie türkischen und iranischen Flaggen hat sich in einigen Communitys ein Judenhass etabliert, der dem in der Neonaziszene in nichts nachsteht. Ebenso wurde damit offenbar, was seit Jahren Realität ist: Dass es eine Gefahr für die körperliche Unversehrtheit darstellt, in mehrheitlich muslimisch geprägten Stadteilen deutscher Großstädte als Jude erkennbar zu sein. Im Rahmen der Veranstaltung soll es um die Fragen gehen, wie sich ohne größere Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ein Milieu bilden konnte, das de facto No-go-Areas für Juden etabliert hat. Woraus speist sich der Antisemitismus unter diesen Jugendlichen? In welchem Zusammenhang steht diese Entwicklung mit einer Re-Islamisierung der Communities und einer größeren Verbreitung islamistischer Ideologie? Es soll aber auch der Frage nachgegangen werden, was angesichts dieser Entwicklungen zu tun ist. Reichen Bildungsangebote und welche Bildungsprogramme sind in diesem Zusammenhang sinnvoll? Wie sollte gegen islamistische Hassprediger vorgegangen werden? Und ebenso soll der Frage nachgegangen werden, wie die Ereignisse in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu bewerten sind. Um diesen Fragen und Problemen auf den Grund zu gehen haben wir Ahmad Mansour und Dr. Günter Jikeli eingeladen.
Ahmad Mansour ist Programmdirektor bei der European Foundation for Democracy, Gruppenleiter HEROES-Projekt Berlin und Mitglied der deutschen Islamkonferenz. Er ist diesjähriger Preisträger des Moses-Mendelssohn-Preis des Berliner Senats.
Dr. Günther Jikeli ist Fellow am französischen Centre national de la recherche scientifique und am Moses Mendelssohn Zentrum der Universität Potsdam. Im Sommersemester 2014 lehrte er als Gastwissenschaftler an der Indiana University. 2013 erhielt er für seine Arbeiten den Raoul Wallenberg Prize in Human Rights and Holocaust Studies. Von 2011-2012 war er Berater zur Bekämpfung von Antisemitismus der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).